Besucher stehen vor einem Kunstwerk, zücken ein iPad und teilen ihre Gedanken in einem digitalen Gästebuch. Sie zeichnen Skizzen, hinterlassen Signaturen und lesen, was andere über dieselbe Ausstellung geschrieben haben. Genau das macht digitale Vermittlung möglich. Für die Kunstmuseen Krefeld habe ich ein solches Vermittlungskonzept entwickelt und umgesetzt. Es zeigt, wie Kunstausstellungen mit interaktiver Technik verbunden werden können, ohne dabei Urheberrechte zu verletzen oder komplizierte und teure Systeme aufzubauen.
Das Projekt: Digitaler Katalog mit Gästebuch für eine retrospektive Ausstellung in Haus Lange Haus Esters
Die Ausstellung "Teilweise möbliert, exzellente Aussicht. Ortsspezifische Kunst in Haus Lange Haus Esters" brauchte ein digitales Vermittlungskonzept, das der besonderen Situation einer Retrospektive gerecht wird. Ich entwickelte einen digitalen Katalog mit integrierter Gästebuchfunktion, der auf dem Open-Source-CMS Bugfish Framework basiert. Das System erlaubt es, beliebig viele Ausstellungen hinzuzufügen und individuell zu gestalten.
Jede Ausstellung im Katalog enthält kuratierte Bildergalerien, beschreibende Texte zur kunsthistorischen Einordnung und eine interaktive Gästebuchsektion. Besucher:innen können dort ihre Erfahrungen und Anekdoten zu den historischen Ausstellungen teilen. Eine eingebaute Skizzenfunktion ermöglicht es zudem, eigene Zeichnungen oder Signaturen zu hinterlassen.
Urheberrechte respektieren durch ausschließlich lokale Nutzung
Die Rechte der Künstler und Kunstfotografen erfordern einen besonderen Umgang mit den Bildern. Das Gästebuch funktioniert deshalb ausschließlich vor Ort in der Ausstellung, wodurch keine Veröffentlichung der Bilder nötig ist. Besucher:innen können den Katalog nicht von außerhalb nutzen, wodurch urheberrechtliche Anforderungen erfüllt werden und gleichzeitig der physische Besuch der Ausstellung einen Mehrwert erfährt.
Vorhandene Ressourcen optimal einsetzen
Das Vermittlungskonzept nutzt Technik, die in der Abteilung Museumsvermittlung bereits vorhanden war: iPads und einen Raspberry Pi aus einem früheren Projekt. Es musste keine zusätzliche Hardware angeschafft werden, was die Umsetzung kostengünstig macht.
Installation mit minimalem Aufwand
Die Einrichtung des Systems vor Ort habe ich bewusst unkompliziert gehalten. Der Raspberry Pi musste lediglich an den Strom angeschlossen werden, woraufhin er automatisch einen lokalen Server startet und ein lokales WLAN öffnet. Auf den iPads verbindet man sich mit diesem WLAN und gibt die statische Adresse des Raspberry Pi im Browser ein. Das war's. Die gesamte Installation erfordert keine speziellen IT-Kenntnisse.
Kiosk-Modus für kontrollierte Nutzung
Der iPad-Kiosk-Modus stellt sicher, dass Besucher ausschließlich die Gästebuch-Anwendung nutzen können. Sie können weder die App verlassen noch Einstellungen auf den Geräten verändern. Das hält das System stabil und verhindert unerwünschte Nutzung.
Flexible Moderation durch Museumsteam
Museumsmitarbeiter können jederzeit mit einem beliebigen WLAN-Gerät auf den Administrationsbereich zugreifen. Sie moderieren die Gästebuch-Kommentare nach Bedarf und behalten die volle Kontrolle über die im Gästebuch befindlichen Inhalte.
Praktikable digitale Vermittlung fürs Museum
Dieses Projekt mit den Kunstmuseen Krefeld zeigt, wie digitale Vermittlung leicht umgesetzt, werden kann, ohne dabei bestehende Strukturen komplett umzukrempeln. Das Vermittlungskonzept kombiniert interaktive Elemente mit rechtlicher Konformität und bleibt in der Handhabung praktikabel. Besucher erleben Ausstellungen auf neue Weise, während vorhandene Technik sinnvoll eingesetzt wird.